„Standhaft“ waren sie schon immer, die Dürnstoaner aus Deining, auch wenn dieser Vereinsgruß aus der Mode gekommen ist.

Standhaft war der Schwab Lorenz, als er im Jahre 1922 zusammen mit 6 weiteren jungen Männern den Verein gründete. Damals hatten die Mitglieder so zu grüßen, wenn sie das Vereinslokal betraten. Standhaft mähten sie Wegraine und magere Wiesen, um sich vom Erlös eine Fahne kaufen zu können. Die Christbaumfeier 1922, die sehr gut lief, weil der Auktionator Hans Erb und einige Halbe Bier die Preise in die Höhe trieben, tat ein Übriges dazu.

Standhaft waren die jungen Trachtler auch, als sie die Fahne vom Deininger Pfarrer Feicht 1923 weihen lassen wollten. Denn der Hochwürden stellte Bedingungen:

  1. Am Tag der Fahnenweihe dürfe keine Tanzveranstaltung stattfinden.
  2. Am Patroziniumstag müssen alle Vereinsmitglieder zu den Heiligen Sakramenten gehen.
  3. Ein Drittel der Einnahmen bei der Fahnenweihe sollte der Kirche gespendet werden.

Die Trachtler waren mit den Punkten einverstanden. Sie hatten aber mit dem Pfarrer vereinbart, dass sie geheim gehalten werden.

Als Hochwürden diesen Vertrag jedoch am folgenden Sonntag laut von der Kanzel herunter verlas, waren sie erneut standhaft und erklärten dem Pfarrer, dass sie nun ihrerseits die Bedingungen auch nicht mehr einhalten wollten. Daraufhin weigerte sich Hochwürden, die Fahne zu weihen.

Also fuhr eine Delegation des Trachtenvereins ins Ordinariat und erhielt dort eine grobe Abfuhr.

Als die Trachtler nun beschlossen, die Fahne gar nicht weihen zu lassen und lediglich zu enthüllen, bekam Pfarrer Feicht kalte Füße. Auf einer Sonderversammlung sprachen sich die zerstrittenen Parteien aus und es kam zu folgender Vereinbarung:

  1. Kein Tanz am Tag der Fahnenweihe.
  2. Zu den Sakramenten sollte gehen, wer wollte.
  3. Der Verein konnte der Kirche freiwillig einen Obolus spenden.

Die Fahnenweihe 1923 war ein großes Fest. Von überall her strömten die Leute zu Fuß und mit dem Fahrrad. Der Verein hatte für die Räder Einstellmöglichkeiten geschaffen und verlangte dafür eine kleine Mietgebühr. Ein findiges Vereinsmitglied vermietete aber seinerseits Abstellmöglichkeiten, woraufhin sich der Verein wieder standhaft zeigte: Das Mitglied wurde wegen vereinsschädigendem Verhalten raus geworfen.

Bis 1928 waren die Deininger ein „wilder Verein“, das heißt, sie hatten sich noch keinem Gau angeschlossen. Sie wollten zum Isargau und nahmen im August 1928 an deren Gaufest in Irschenhausen teil. Mit 36 Vereinsmitgliedern stark vertreten hätte ihnen eigentlich der Meistpreis außer Gau zugestanden. Der wurde ihnen aber verweigert, weil sie eben bloß ein „wilder Verein“ wären. Es kam zu Streit und die Deininger verhielten sich wie immer: standhaft!

Im Oktober schon beantragten sie die Aufnahme in den Loisachgau, wo sie ein halbes Jahr später aufgenommen wurden.

Den Damenmangel  bei Tanzveranstaltungen ging man genauso standhaft wie pragmatisch an: Jedes Vereinsmitglied, das ohne Tänzerin kam, musste eine Mark mehr Zechgeld zahlen.

1934 ging es für 25 Trachtler nach Goslar. Die Deininger spielten Musik, tanzten und plattelten. Doch sie werden auch sonst noch einiges angestellt haben. Nicht umsonst sagte beim Abschied ein Gendarm: „Wenn etwas los war, dann waren bestimmt die Bayern dabei.“

Die Zeit war jedoch schon von den Nazis und ihrem Rassenwahn geprägt. Zwei kleiner gewachsene Trachtler durften nicht mitfahren, da sie dem arischen Ideal nicht entsprachen. Ein dritter Kamerad nahm daraufhin auch Abstand von der Fahrt. – Ein standhafter Kamerad!

Georg Quien meldete den Verein 1946 nach dem unseligen Krieg wieder an. Deining tanzte und plattelte wieder.

Im Protokoll der Generalversammlung 1948 steht ein Absatz, der ein Thema betrifft, das im Laufe der Jahrzehnte nicht standhaft verteidigt werden konnte: “Die Anregung, zur Versammlung auch die weiblichen Mitglieder beizuziehen, wurde mit der Begründung abgelehnt, es schon einmal probiert zu haben. Anscheinend wurden dabei keine guten Erfahrungen gemacht.“

In dieser Angelegenheit waren die Trachtler klug und nicht standhaft. Seit einigen Jahren ist Brigitte Unterholzner Veeinsvorstand und sie macht es sicher nicht schlechter als ein Mann.

Von zwei – zumindest was ihre Trinkfestigkeit angeht - standhaften Männer aus dem Jahre 1952 berichtet Schriftführer Peter Schmotz:

„Aufgabe eines Chronisten ist es aber auch, ein unliebsames Ereignis festzuhalten. Der Verein hatte seine Königliche Hoheit Kronprinz Rupprecht von Bayern gebeten, die Schirmherrschaft über das Fest zu übernehmen. Zur großen Freude der Mitglieder gab der Kronprinz schriftlich seine Zusage. Ohne Wissen des Vereins fuhren am 21. Juli 1952 nach überreichlichem Alkoholgenuss (man spricht von 15 Maß Bier) zwei Kameraden nach Leutstetten zu Seiner Kgl. Hoheit und gaben sich dort wahrheitswidrig als Abgeordnete des Trachtenvereins aus und baten den Kronprinzen, die Schirmherrschaft über das Fest zu übernehmen. Der Kronprinz sagte, er hätte schon längst schriftlich zugesagt. Der eine Kamerad, der nach stundenlangem Warten vom Kronprinzen empfangen wurde, erklärte diesem auf seine Frage, warum er weine, weil er nach 30 Jahren seinen König wiedersehe.“

Als standhafter Mann der jüngeren Vergangenheit soll der langjährige Vorstand Nikolaus Spindler nicht unerwähnt bleiben. Er führte den Trachtenzug zum 50-jährigen Gründungsfest 1972 über die Neusiedlung und die Tölzer Straße nicht – wie behördlich vorgeschrieben – in die Hornsteiner Straße, sondern Richtung Neuwirt, um einen schönen Gegenzug zu haben. Standhaft ertrug er die Rüffel der Autofahrer und Behörden.

Standhafte Männer und Frauen haben den Verein seit seiner Gründung geprägt. Und mit Standhaftigkeit wird er auch weiterhin eine tragende Rolle im inzwischen 1250 Jahre alten Deining spielen.

Georg Unterholzner

 

 

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