Alles Theater

Große Metropolen brüsten sich ihrer hoch subventionierten, kulturellen Veranstaltungen. Manche Zeitgenossen behaupten, sie könnten nur in der Stadt leben, weil „ohne Kultur und Theater,“ wäre ein gebildetes Dasein nicht möglich. Deshalb pendeln Künstler, die ihre Ideen in der Abgeschiedenheit des Landlebens kreieren, in die Stadt. Tatsächlich, so behaupte ich, ist die spezifische Dichte der kreativen Menschen, die auf dem Land leben, höher als in der Stadt.

Es gibt auch bei uns eine Vielzahl, die ihre Talente aus den unterschiedlichsten Bereichen einbringen und die dies meist am Ort, innerhalb eines funktionierenden Vereinslebens tun. Hier werden alle Bereiche aus Sport, Musik, Tradition, sozialem Engagement und Geselligkeit im wahrsten Sinne des Wortes gelebt.

Die eigene Persönlichkeit gnadenlos offen legen zu müssen, gerade indem man in eine andere Rolle schlüpft, ist für die Deininger Theatergruppe im Trachtenverein d’Dürnstoana einerseits eine delikate Angelegenheit, andererseits ein hoher Spaßfaktor. Selbstverständlich funktioniert dies nur in einer möglichst homogenen Truppe, deren Antrieb die Entwicklung einer Geschichte ist. Natürlich gibt das Textbuch die Richtung vor, aber auch diese Richtung muss ausgesucht sein, weil die Anzahl der Spieler mit ihren unterschiedlichen Gaben und Charakteren eine exakte Auswahl notwendig macht.

Eigentlich ist das Hauptproblem des Spielleiters mit der Besetzung bzw. dem Vorhandensein der Spieler gelöst. Hier hilft nur, zig Textbücher lesen und immer wieder lesen und die Phantasie spielen zu lassen. Wenn sich dann nach der alles entscheidenden Anfangsversammlung jeder mit „seiner“ Rolle, welche ihm zugeteilt wurde, identifizieren kann und Einverständnis hinsichtlich der Anzahl der Einsätze und damit mit den vielen Stunden des Auswendiglernens gegeben ist, kann es meist Ende März losgehen.

Erste Leseproben fühlen sich an, wie der Beginn einer längeren Reise mit noch unbekanntem Ausgang, jedoch werden auch hier schon die guten Situationskomiken von den „Schenkelklopfern“ getrennt und man erkennt, wie es in jedem Kopf bereits arbeitet. Diesen Gedanken und Ideen freien Lauf zu lassen und letztendlich zu bündeln, ist wiederum die gefühlvolle Aufgabe des Spielleiters. Es sind auch Schmuseszenen, Auseinandersetzungen und Gefühlsduseleien authentisch unterzubringen, ohne die Persönlichkeiten zu verletzen. Das Schauspiel der Darsteller möglichst in natürlichen Wesenszügen darzustellen, auch das ist ein Grund für wöchentlich zweimaliges Proben, von Ende März bis Ende Juli. Wie oben bereits erwähnt, es wird der eigene Charakter teilweise gnadenlos offengelegt. Deshalb ist hier Vertrauen in der Truppe notwendig aber auch größte Gefahr für das Gelingen gegeben.

„Wir beginnen mit dem 1. Akt,“ der Zweite und der Dritte folgt anschließend, das ist die Garantie, dass man kurz vor den Vorstellungen nochmals ins Schwitzen kommt, weil der Dritte, der bleibende Eindruck für das Publikum, noch nicht funktioniert. Also von Mal zu Mal durcheinander, sicherlich die bessere Lösung.

Fast unbemerkt entsteht das Bühnenbild, diverse Gegenstände füllen die Bühne, es wird gebastelt, genäht, geschraubt. Es werden vorhandene Talente für Malerei, Schreinerei und Kostüme rekrutiert, jeder Theaterer organisiert und träumt „sein Stück.“ Wenn dann die Bühnentechnik Einzug hält und Ton, Beleuchtung und Effekte geprobt werden, ist der Zeitpunkt des letzten Verzweifelns gekommen. Beim Text kommen diverse Hänger und Hürden, die es vorher nicht gegeben hatte. Wenn die Erfahrung dem Spielleiter nicht sagen würde: „Keiner will sich blamieren – es wird klappen,“ dies wäre der Zeitpunkt, ohne Wenn und Aber die Sache abzusagen. Alltagsprobleme ade! Alles nur noch Theater!

Fleißige Organisation von den Vereinsoberen für Kartendruck, Pressearbeit, Plakataktionen, neuerdings Internetauftritt, Bewirtung, Getränke, Bedienung, Kasse, Kühlung, Musik und WC-Wagen inkl. Pumpdienst, ich bitte alle unerwähnten Dienstleister um Entschuldigung.

Spätestens jetzt hat der Spielleiter seine Aufgabe im Wesentlichen erledigt. Halt – er sollte vor und während des Auftritts die Spieler beruhigen und in der Maske – auch diese ist professionell – an einige „Kleinigkeiten“ erinnern. Aber jetzt ist er wirklich überflüssig.

Der Vorhang, das Publikum, das immer dankenswerterweise zahlreich erscheint, der verdiente Applaus. Nicht zu vergessen, die unvergleichliche Atmosphäre des Vereinsstadels inklusive der Live-Musik unserer diversen Blasmusik-Formationen. Manchmal scheint es, als wäre das halbe Dorf Richtung Theaterstadel unterwegs. Das ist der Antrieb für das nächste Mal. Personen kommen und gehen – Was bleibt ist:

Alles Theater!

Gerhard Kellerer

 

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